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Zusammengestellt von Dr. Josef J. NEMETH, Eisenstadt.
Um zu verstehen, wieso Matador so etwas im Programm hatte, muss man sich in der damaligen Zeit und der damaligen Mentalität versetzen. Zu Beginn des 20tn-Jhdt. herrschten ÜBERALL noch starke nationalistische, chauvinistische und patriotische Gefühle. Man sah die wahre Stärke der Nationen in deren Armeen, und man glaubte noch immer Kriege seien Mitteln die von einem berechtigten Zweck geheiligt werden, und der beste Weg um Interessenskonflikte zwischen Nationen zu lösen.
Die Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde von der Spielwarenindustrie zum Anlass genommen Spielzeuge mit Kriegsbezug auf den Markt zu bringen. “Wie sehr der Krieg die Gedanken der Kinder gefangen hält, ersieht man aus den vielen Kriegswerkzeugen, deren Werkrisse dem Erfinder des Matador… in den letzen Monaten zugekommen sind” schreibt Johann Korbuly in der “Kriegs-Ausgabe” der Matador Zeitung von Ostern 1915.
Matador bot ab Anfang 1915 ein umfangreiches Sortiment an Geschützrohren an, die einzeln zu den Baukästen zugekauft werden konnten.
In der Matador-Zeitung Nr. 4 von 1910 wurden erstmals ein Geschütz das schießen konnte gezeigt. Es hatte aber noch kein Kanonenrohr.
In der Matador-Zeitung Nr. 8 von 1913 wurde abermals ein Geschütz das schießen konnte gezeigt. Es hatte aber noch kein Kanonenrohr.
Kanonenrohre wurden nur in der Korbuly-Zeit von 1915 bis 1963 mit Unterbrechungen produziert. Unterbrechungen 1919-1926 und 1943-1958.
Material | Buche Ahorn |
Funktion | nicht schußfähig schußfähig |
System | Feder-Schießvorrichtung Schießblock |
Produktionszeitraum | Epoche I (1915-1918/1919) 1. Weltkrieg Epoche II (1926-1938) Zwischenkrieg Epoche III (1939-1943) 2. Weltkrieg Epoche IV (1958-1963) Nachkrieg |
Beginn der Produktion der Kanonenrohre. Von 1915-1918? wurden die Rohre aus Buchenholz gefertigt.
Bezeichnungen 1915:
Besonderheit: Alle Rohre wurden in 3 verschiedenen Ausführungen hergestellt.
Die Versionen a und b wurden bald eingestellt.
Laut Matador-Zeitung Nr. 11 (Kriegs-Ausgabe Ostern 1915):
Es wurden nur mehr Modelle mit fertiger Feder-Schießvorrichtung gefertigt.
Mit Kriegsende dürfte die Produktion der Kanonenrohre eingestellt worden sei. Jedenfalls schreibt Ing. Korbuly in der Matador-Zeitung Nr. 13 vom April 1919:
MATADOR-Zeitung Nr. 33, Juni 1926: Auf Wunsch zahlreicher Matador Freunde bringt das MATADOR-HAUS Ende Juni 1926 wieder Kanonenrohre mit Feder-Schießvorrichtung zum Verkauf. Die Rohre wurden aus Buchenholz gefertigt.
MATADOR-Zeitung Nr. 36 März 1927:
Als die Kanonen 1926 neu aufgelegt wurden, dürfte jedenfalls noch eine größere Anzahl an Anleitungsheften aus der Zeit des Ersten Weltkriegs vorhanden gewesen sein, die dann abverkauft wurden.
MATADOR-Zeitung Nr. 68 Dezember 1933:
Unter der Bezeichnung 32 K ist ein Kanonenbaukasten erschienen, der nebst 47 kleineren Vorlagen eine Anzahl Kanonenvorlagen enthält. Ein feldgrau lackiertes Geschützrohr mit Schießeinrichtung liegt bei.
MATADOR-Zeitung Nr. 75 Oktober 1936:
Die Matador-Kanonen sind von jetzt an mit einem Querschlitz versehen, in welchen Kapseln (Amorces) eingelegt werden können. Nun kracht es beim schließen.
Die beigefügte Zeichnung läßt auch uch eine Abdeckung S am Aufzugsbügel erkennen. Vermutlich als Schutz vor eventuellen Funken.
Krachende Kanone Nr 4 im Matador-Museum ohne Abdeckung S
Wie lange solche krachende Kanonen erzeugt wurden ist nicht bekannt. Jedenfalls sind sie heute äußerst rar.
Einführung der großen Kanone Nr. 104a
Definition der Rohre 1937
Bestellnr. | Bezeichung | Länge |
---|---|---|
101 | Kl. Haubitzrohr | 10 cm |
102 | Feldkanone lang | 10 cm |
103 | Feldkanone | 14 cm |
104 | Mörserrohr | 14 cm |
104a | Mörserrohr | 24 cm |
105 | Schiffsgeschütz | 21 cm |
106 | Kl. Bestückungsrohr | 35 mm |
Juni 1938 wurde das Schießblock-System eingeführt.
Die Rohre wurden aus Buchenholz gefertigt.
1938 wurde das ganze "Kanonen-Sortiment" neu geregelt. Die Feder-Schießvorrichtungs-Modelle Nr. 101, 102, 103,und 105 wurden aufgelassen. An deren Stelle trat das Schießblock-System, bestehend aus einem Schießblock
und 3 Ansatzrohren. Grund dürfte Produktionsvereinfachung gewesen sein. Dieses System wurde bis zur gänzlichen Einstellung der Produktion 1943 beibehalten. Kanone Nr. 104 und Nr. 104a wurden
weiterhin mit Feder-Schießvorrichtung produziert.
Beim Schießblock-System konnte die Schußweite durch hinzufügen weiterer Gummiringe variiert werden und die Kanone konnte mit einer Abzugsleine abgefeuert werden. Auch war dies ein Hinterlader-System. Die Ansatzrohre sind glatt ohne den Abstufungen der älteren Rohre. Mit diesem System konnten auch Handfeuerwaffen gebaut werden.
Mit der Feder-Schießvorrichtung werden nur mehr die Rohre 104 und 104a hergestellt.
Der Kanonen-Ergänzungskasten Nr. KE erschien vermutlich im Oktober 1938:
Mit der Kanonen-Ergänzung Nr. KE wurde das System des Kaufes der einzelnen Rohre durchbrochen. Es wurde nicht nur das System des Schießblockes mit Ansatzrohren eingeführt sondern auch ein Ergänzungssatz mit verschiedenen anderen spezifischen Einzelteilen.
Gesamtlänge der Kanonenrohre:
Schießblock 780 | 8 cm | + Ansatzrohr 786 | 2 cm | = 10 cm |
Schießblock 780 | 8 cm | + Ansatzrohr 785 | 11 cm | = 19 cm |
Schießblock 780 | 8 cm | + Ansatzrohr 784 | 18 cm | = 26 cm |
Die Ansatzrohre 11 cm und 18 cm waren in der Ankündigung noch abgesetzt. In der Produktion aber glatt und mit einer trompetenförmigen Aufweitung im Mündungsbereich und daher gewöhnungsbedürftig.
Glatte Produktionsrohre mit einer trompetenförmigen Aufweitung im Mündungsbereich.
Nr. 785, 11 cm
Nr. 784, 18 cm
Wie dieses Foto zeigt war der Schießblock nicht sehr widerstandsfähig und neigte zum ausbrechen. Hier mit Abzugshahn für Pistolen und Gewehre
Da alle bekannten beigegebene "Schutzschild in Geländefarbe" verschieden, sowohl in den Farben als auch in den Tarnmustern sind, waren sie nicht gedruckt sondern handbemalen.
Anfertigen von Geschützrädern laut Kanonenkasten 34K, Juni 1938, Heft 82
Die Rohre wurden aus Ahornholz gefertigt. Nach 1945 wurden mit 1958 beginnend nur mehr Kanonenrohre mit Feder-Schießvorrichtung erzeugt. Der Schießblock wurde nicht mehr in die Produktion aufgenommen. Laut der Einzelteileliste von Mai 1958 gab es zu diesem Zeitpunkt wieder Kanonen mit den Nummern 1 bis 5, dies war aber eine neue Nummerierung. Erzeugt wurde von 1958 bis 1961. Gedrechselte Rohlinge wurden von MATADOR von einem Tischler in der Gegend zugekauft.
1958 wurde das Rohr Nr. 5 ähnlich der ehemalige Nr. 104a (1936) mit einer Länge von 20 cm, 3x3 Befestigungslöchern und 13 Schuß Munition wieder aufgelegt.
Die alte Nr. 2 sowie das Bestückungsrohr 106 wurden 1958 nicht mehr erzeugt.
Geschoß Nr. 107, 6x18 mm
Geschoß Nr. 108 zu Nr. 104, 104a und neu Nr. 4 und 5
Definition der Rohre 1937
Alte Nr. | Neue Nr. | Länge | |||
---|---|---|---|---|---|
1915 | 1926 | 1936 | 1958 | 1927 | 1958 |
1c | 1 | 101 | 1 | 10 cm | |
2c | 2 | 102 | - | 10 cm | |
3c | 3 | 103 | 2 | 14 cm | |
4c | 4 | 104 | 4 | 14 cm | |
104a | 5 | 24 cm | 20 cm | ||
5c | 5 | 105 | 3 | 21 cm | 20 cm |
Man kanns kaum glauben, es gab insgesamt 31 Modelle der MATADOR Kanonen:
Nicht schußfähige Geschützrohre | Anzahl | |
---|---|---|
Geschützrohre Nr. 1 - 5 Ausführung a | 5 | * |
Geschützrohre Nr. 1 - 5 Ausführung b | 5 | * |
Bestückungsrohr Nr. 106 | 1 | |
11 | ||
Schußfähige Geschützrohre | Anzahl | |
Geschützrohre Nr. 1(c) - 5(c) | 5 | |
Geschützrohre Nr. 1 - 5 krachend | 5 | * |
Geschützrohr Nr. 104a | 1 | |
Geschützrohr Nr. 104a krachend | 1 | * |
Schießblock + Ansatzrohr 786, 2 cm | 1 | |
Schießblock + Ansatzrohr 785, 11 cm | 1 | |
Schießblock + Ansatzrohr 784, 18cm | 1 | |
Geschützrohre Nr. 1 - 5 n.A., Ahorn | 5 | |
20 | ||
Gesamtanzahl | 31 | |
* vermutlich nicht lange erzeugt | 16 | |
Somit die gängigsten Modelle | 15 |
Bei den Kanonenrohren wurden die vorgegebenen Maße nicht so genau wie bei den Bausteinen eingehalten. Man findet in den Unterlagen auch ca. Maße.
Länge 10 cm | 2x1 Befestigungslöcher | abgesetztes Rohr | Nr. 101 |
Länge 10 cm | 2x1 Befestigungslöcher | konisches Rohr | Nr. 102 |
Länge 10 cm | 2x3 Befestigungslöcher | Nr. 1 neu | |
Länge 14 cm | 2x1 Befestigungslöcher | Bohrung 8 mm | Nr. 103 |
Länge 14 cm | 3x2 Befestigungslöcher | Bohrung 14 mm | Nr. 104 |
Länge 14 cm | 3x2 Befestigungslöcher | Bohrung 14 mm | Nr. 4 neu Ahorn? |
Länge 20 cm | 3x3 Befestigungslöcher | Bohrung 8 mm | Nr. 3 neu |
Länge 20 cm | 3x3 Befestigungslöcher | Bohrung 14 mm | Nr. 5 neu |
Länge 22 cm | 2x1 Befestigungslöcher | Bohrung 8 mm, 3 mal abgesetzt | Nr. 105 |
Länge 24,5 cm | 2x5 Befestigungslöcher | Bohrung 14 mm | Nr. 104a |
MATADOR Zeitung
MATADOR Vorlagen
Ing. Wolfgang BODINGBAUER
Ing. Rudolf KORBULY
Archiv Nemeth
Zusammengestellt von Dr. Josef J. NEMETH, Eisenstadt.
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